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Philipp Johannßen
Philipp Johannßen
Die Sprachwissenschaftlerin Constanze Spieß kritisiert die umstrittene „Stadtbild“-Äußerung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) scharf. „Mit der Äußerung macht sich Merz sprachliche Muster der extremen Rechten zu eigen“, sagte die Sprecherin der Jury für das „Unwort des Jahres“ dem Evangelischen Pressedienst (epd). Merz stärke mit solchen Äußerungen die AfD, statt Wählerinnen und Wähler zurückzugewinnen.

Merz' Äußerung verfolge die „Strategie der Veruneindeutigung“, erklärte Spieß, die an der Philipps-Universität Marburg lehrt. Er stelle keine konkreten Bezüge her, kopple aber gleichzeitig Migration mit einem vermeintlichen Problem im Stadtbild. „Merz hält seine Aussage bewusst vage und konkretisiert nicht, welches Problem er im Stadtbild genau meint“, sagte die Expertin. Normalerweise hätten Menschen beim Begriff Stadtbild das charakteristische Aussehen einer Stadt im Kopf. In Merz' Aussage werde aber die Anwesenheit migrantischer Personen in einem solchen Stadtbild zum Problem erklärt.

„Die bewusst vage Formulierung ist strategisch gewählt“, sagte Spieß. Merz könne sich jederzeit von seinen Äußerungen distanzieren und später sagen, er habe das so nicht gemeint. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Äußerung unüberlegt getroffen wurde“, sagte die Linguistin. Als Bundeskanzler müsse Merz sich seiner Rolle bewusst sein, denn als solcher habe er eine Verantwortung für die gesamte Bevölkerung. „Wenn er jedoch solche Aussagen tätigt, dann führt das dazu, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen diskriminiert werden“, sagte die Wissenschaftlerin.
 

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Updated at: Today 06:12 AM