Und zum Abschluss das Saisonfazit in drei Absätzen:
Samstagnachmittag kurz vor 4: Zwei Pfiffe beenden die Saison, einer in Essen einer in Münster – und Feierabend. Binnen weniger Minuten ist entschieden, was sich an 38 Spieltagen und in zehn langen Monaten zu einem spektakulären Meisterschaftsshowdown zugespitzt hat – mit einem Meister aus zwei meisterlichen Anwärtern. Die Wege zweier Teams auf Augenhöhe trennen sich an diesem 14. Mai. Essen steigt auf, Münster bleibt zunächst viertklassig. Beide hätten den Aufstieg verdient gehabt, beide hätten die dritte Liga bereichert.
Was machte am Ende den Unterschied? Der Fußball! Der nämlich entscheidet Szenen, Spiele und schließlich Saisons in Augenblicken und Zentimetern. In dem Moment, wenn das Leder über den Spann rutscht und an den Innenpfosten klatscht, statt im Netz zu zappeln, dann, wenn der Linienrichter bewerten muss, ob eine Schulter Millimeter zu weit nach vorne gewölbt ist, oder wenn ein Spieler im Strafraum fällt und der Unparteiische in Sekundenbruchteilen entscheiden muss, was im Nachhinein auch keine Zeitlupe aufzulösen vermag. Oberarm oder Schulter, Absicht oder angeschossen – Fußball ist keine Mathematik, sondern unberechenbar, das Ergebnis zwischendurch nicht nachvollziehbar, am Ende aber immer richtig. Da ist die 88. Spielminute in Homberg, wenn VfL-Spieler Philipp Meißner völlig unbedrängt das Eigentor des Monats zum 1:0-Sieg von RW Essen gelingt. Aber auch die sechste Minute der Nachspielzeit beim Wuppertaler SV, wenn Preußen-Innenverteidiger Marcel Hoffmeier aus der Distanz zum 1:1 trifft. Fußball ist die Summe all dieser vermeintlichen oder tatsächlichen Fehlentscheidungen, aller Glücksmomente und Unglückraben.
Durch den Aufstieg der Rotweißen bleibt Essen auch die Legende von der gestohlenen Meisterschaft erspart, die der verhängnisvolle Böllerwurf vom 20. Februar zweifellos nach sich gezogen hätte, als das Gipfeltreffen nach 70 Minuten beim Stand von 1:1 abgebrochen werden musste und anschließend mit 2:0 für Münster gewertet wurde. Ein Ergebnis, das die Preußen sich in einem Wiederholungsspiel erst einmal hätten erspielen müssen – das aber auch nicht auszuschließen ist. Auf der anderen Seite wird Essen auch Meister aufgrund des Torverhältnisses, das nicht unwesentlich von dem unerklärlichen 11:0-Schützenfest von RW gegen den KFC Uerdingen beeinflusst wurde. Alles abgehakt und aktenkundiger Teil einer bemerkenswerten Spielzeit, die am Ende zwar nur einen Aufsteiger, aber dennoch zwei Gewinner hatte. Sowohl Essen als auch Münster haben nach zwei langen Corona-Jahren den Fußball und ihre Clubs wieder für sich entdeckt, beide Teams haben Werbung für sich und ihren Sport gemacht. Gefeiert wird nur in Essen, aber der finale Glückwunsch und eine tiefe Verbeugung geht auch an die Preußen für eine tolle Saison