Die Mehrheit ist bereit für mehr Klimaschutz: Wie viele Menschen Klimaschutzmaßnahmen unterstützen, wird weltweit unterschätzt. Das zeigt eine repräsentative
Umfrage, die jüngst in der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ erschien. Rund zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie bereit wären, ein Prozent ihres monatlichen Einkommens für den Kampf gegen die globale Erderwärmung auszugeben. Dagegen schätzten nur 43 Prozent, dass ihre Mitmenschen bereit wären, dasselbe zu tun. Zudem gaben 86 Prozent der Befragten an, dass die Menschen in ihrem Land versuchen sollten, die globale Erderwärmung zu bekämpfen. 89 Prozent meinten, dass die nationale Regierung mehr tun sollte. An der Umfrage nahmen 13.000 Menschen aus 125 Ländern teil. Sie wurden zufällig ausgewählt und telefonisch oder persönlich befragt.
Die Befragten antworteten je nach Region unterschiedlich. Menschen in Ländern mit geringerem Bruttoinlandsprodukt und in Ländern mit höheren durchschnittlichen Temperaturen waren eher bereit, für Klimaschutz zu zahlen. Das könnte daran liegen, dass diese Länder tendenziell vulnerabler sind. So waren zum Beispiel in Nordamerika, in Japan, in Russland und im Vereinigten Königreich weniger als die Hälfte der Befragten bereit, ein Prozent ihres Einkommens auszugeben. Die Wissenschaftler fragten nach einem, weil die Kosten für die Eindämmung des Klimawandels so hoch geschätzt werden.
Die Studienautoren sehen in den Ergebnissen eine Wahrnehmungslücke. Wie viele Menschen den Klimaschutz unterstützen, werde unterschätzt. Dadurch seien Menschen weniger bereit, sich gegen die Erderwärmung einzusetzen. Denn frühere Studien zeigen, dass Menschen eher zum Gemeinwohl beitragen, wenn sie glauben, dass das auch andere tun. Deshalb raten die Wissenschaftler, Klimaschutz verstärkt als Interesse einer breiten Mehrheit dazustellen. Sie merken allerdings an, dass die Ergebnisse nicht als fester Wert dessen gewertet werden dürften, was die Bevölkerung bereit sei, für Klimaschutz zu bezahlen. Denn unklar bleibt, ob die Bevölkerung wirklich einen Teil ihres Einkommens ausgeben würde. Stattdessen solle man die Ergebnisse als einen Indikator verstehen. Der zeige, dass viele Menschen bereit seien, etwas zu opfern, um den Klimawandel zu bekämpfen.