Nahostblog 12.10.

Maximilian Popp
Stellv. Ressortleiter Ausland
Maximilian Popp

Blitzanalyse: Trump bricht in der Knesset mit sämtlichen diplomatischen Tabus 

Donald Trumps Rede in der Knesset war denkwürdig. Der US-Präsident sprach rund eine Stunde und über weite Strecken klang er, als befände er sich im Wahlkampf irgendwo in Iowa. Er pries seinen Nahostvermittler Steve Witkoff in einer Ausführung über dessen Gespräche mit Russlands Machthaber Wladimir Putin, die die »New York Times« als »langatmig« bezeichnete. Er sprach davon, dass Marco Rubio als der »großartigste Außenminister der Vereinigten Staaten« in die Geschichte eingehen werde und zog über seine Vorgänger, Joe Biden und Barack Obama, her. 

Andere Politiker hätten sich an solch einem Tag, an diesem Ort, zurückgenommen, und sei es nur aus Respekt gegenüber den Familien der Geiseln. Nicht so Donald Trump. Er nutzte auch diesen Auftritt, um sich selbst zu loben. Trump hatte ein Skript, doch wie so oft hielt er sich nur begrenzt daran. Interessant war, dass er einen Deal mit Iran in Aussicht stellte. »Wir sind bereit, wenn ihr es seid.« 

Wie wenig sich Trump um diplomatische Gepflogenheiten schert, wurde offenkundig, als er Israels Präsident Isaac Herzog aufforderte, Premier Benjamin Netanyahu zu begnadigen. Netanyahu muss sich unter anderem wegen Korruptionsvorwürfen vor Gericht verantworten. »Hey, ich habe eine Idee«, sagte Trump zu Herzog. »Warum begnadigen Sie ihn nicht?«
Foto: Evan Vucci / Getty Images
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Updated at: Yesterday 09:35 PM